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Auf des Berges lichter Höh…
Aus 550 Jahren Geschichte des Ortes Lichtenhain
Lichtenhain wurde urkundlich zum ersten Mal am 14.02.1446 als Lichtenhay urkundlich erwähnt. Die heutige Schreibweise ist erstmals in Unterlagen von 1493 verzeichnet.
Normalerweise entstanden Siedlungen in geschützten Lagen in der Nähe von Wasserläufen, in denen die Bewirtschaftung der Böden gute Erträge brachte. In Lichtenhain war dies anders. Diese Siedlung wurde auf einem freien Bergrücken errichtet, auf dem fast jeden Sommer Wassermangel herrschte und der deshalb keine idealen Bedingungen für die Landwirtschaft bot.
Die Lebensgrundlage war deshalb hier zunächst eine andere. Die uralte Handelsstraße - von Bremen-Hamburg kommend – führte von Erfurt, Arnstadt, Stadtilm über Lichtenhain weiter nach Neuhaus, Coburg und Nürnberg bis nach Italien. Von Mellenbach durch die Hohle, einem tief in den Schiefer eingeschnittenen Hohlweg, führte sie steil bergauf auf einen lichten Hain, auf dem sich ein Anspann befand. Dort wurden die Pferde gewechselt, deren Kräfte verbraucht waren. Aber auch die Reisenden und Kaufleute konnten sich in dem nahe gelegenen Gasthaus „Hain“ von den Strapazen erholen. Um diesen Anspann und das Gasthaus entstand Lichtenhain.
Die weitere Besiedlung des Ortes erfolgte durch Waldarbeiter, Köhler, Pech- und Pottaschesieder. Noch heute weisen einige Flurnamen wie „Pechhütte“, „Meilerberg“ und „Kohlenweg“ auf diese Gewerbe hin. Auch Spuren zahlreicher Meilerstätten sind in der näheren Umgebung noch heute zu finden.
Lichtenhain gehört vermutlich schon von Beginn an zum Kirchspiel Oberweißbach. Eine Eintragung in den Kirchbüchern aus den Jahre 1553 verzeichnet für Lichtenhain 24 Hauswirte, zwölf Güter, fünf Pferde und sieben Handfrohngüter. Es ist verzeichnet , dass der Jahresbedarf an Nahrungsmitteln, das so genannte Jahrbrod von keinem der Einwohner angebaut wurde. Ungefähr ein Viertel des Grundbesitzes bestand aus Wald.
Wie alle umliegenden Orte wurde Lichtenhain während des 30-jährigen Krieges im Jahr 1640 zerstört. Der Eintrag im Kirchbuch Oberweißbach beziffert den Schaden mit 3 816 Meißner Gulden.
Trotz Pest, Typhus und Pockenausbrüchen nahm nach dem 30-jährigen Krieg die Einwohnerzahl schnell wieder zu.
Der Handel mit Arzneien, Ölen und Balsamen, der „Olitätenhandel“, entwickelte sich und brachte den Menschen bessere Verdienstmöglichkeiten.
Mit dem „Laborieren“ genannten Herstellen der Olitäten wurde bereits 1670 begonnen. Im 18. Jahrhundert erreichte dieses Gewerbe eine beachtliche Blütezeit.
Die große Nachfrage nach den Thüringer Heilmitteln brachte einen gewissen Wohlstand in diese abgelegene Waldregion. Die Balsamträger, trugen die heilsamen Öle und Tinkturen mit einem Reff, einem Holzgestell zum Transportieren der Arzneiflaschen auf dem Rücken durch ganz Deutschland und teilweise darüber hinaus. Sie wurden deshalb auch Buckelapotheker genannt. Täglich legten sie mit ihren Waren bis zu 70 Kilometer zurück und galten allgemein als wohlhabend. Mancher von ihnen ist deshalb auch in der Fremde überfallen worden und dort auch verstorben. Der Olitätenhandel gilt heute als Wiege der industriellen Pharmaindustrie und sicherte vielen Familien auch in der Region um Lichtenhain den Lebensunterhalt. Der Wald, der die nötigen Rohstoffe für dieses Gewerbe lieferte, war, wie bereits erwähnt, reichlich vorhanden.
1860 verzeichnete Lichtenhain zahlreiche Handwerker, wie drei Krämer, einen Fleischer, einen Sattler, sechs Schneider, vier Tischler, einen Böttcher, zwei Glaser, einen Schmied, einen Schlosser, einen Feilenhauer, zwei Gürtler, fünf Weber, einen Instrumentenmacher, einen Laboranten und 22 Olitätenhändler. Der Ort bestand zu dieser Zeit aus 76 Häusern. Zu diesen Gewerken, die über Jahrhunderte die wirtschaftliche Grundlage des Lebens in und um Lichtenhain bildeten, kamen später noch die Glasindustrie und die Thermometerfabrikation hinzu.
Bis 1829 besuchten die Kinder aus Lichtenhain die Schule in Oberweißbach und die Gemeinde musste deshalb die dortige Schule mit unterhalten. Wegen der positiven Entwicklung der Einwohnerzahlen beschloss der Gemeinderat im Jahre 1829, eine eigene Schule zu betreiben.
Diese war im Weidig im „Eckhardtschen Wohnhaus“ untergebracht (später Haus der Familie Gehlert). Als der Platz dort nicht mehr ausreichte, richtete man den Gemeindegasthof, die ehemalige Gemeinde in der Ortsstraße 30, als Schule ein. (Der Turm, der dieses Gebäude schmückt, ist der alte Kirchturm von Oberweißbach. Die Gemeinde Lichtenhain hatte ihn 1822 für 70 Thaler gekauft.)
Da die Zahl der Schüler weiter anstieg, wurde 1836 eine feste Schulstelle eingerichtet, die mit 350 Gulden vom Fürstentum Schwarzburg Rudolstadt bezuschusst wurde. Die Gemeinde kaufte für dieses Geld Land und verpachtete es für 17 ½ Gulden im Jahr, wovon dann der Lehrer bezahlt werden konnte.
Da im Laufe der Jahre auch der ehemalige Gemeindegasthof für die wachsende Schülerzahl nicht mehr ausreichte, entschloss sich die Gemeinde Lichtenhain im Jahr 1900 ein neues Schulgebäude zu errichten. Diese Schule, heute die Ortsstraße 24, musste im Jahre 1922 sogar zu einer 2-zügigen Schule erweitert werden. Lichtenhain hatte damals 520 Einwohner.
Erst 1953 wurde der Schulbetrieb wieder nach Oberweißbach verlegt, die Räume wurden danach bis 1997 als Kindergarten genutzt.
Ein trauriges Ereignis, eine Thyphusepedemie, die viele Opfer im Ort forderte, führte hingegen mehr oder minder zur Einrichtung und Weihe eines eigenen Friedhofes in Lichtenhain am 23.Oktober 1883. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Verstorbenen in Oberweißbach beigesetzt worden.
Mit der prosperierenden Thermometerfabrikation und der Glasbläserei verbesserte sich die wirtschaftliche Situation in Lichtenhain zunehmend. Am 01. Mai 1908 erglühte zum ersten Mal elektrisches Licht in den Häusern. Geliefert wurde der Strom vom Wasserkraftwerk Krannich aus Mellenbach-Glasbach. Neben der Thermometerfabrikation entwickelte sich auch eine gut gehende Glühlampenindustrie. 1919, unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg, wurde eine Gasleitung von Sitzendorf nach Lichtenhain gelegt, die den Ort mit Stadtgas versorgte. Eine Wasserleitung erhielt die Gemeinde allerdings erst im Jahr 1930.
Nach langen Bemühungen der verschiedenen Gemeinden bekamen die Höhenorte um Oberweißbach endlich auch einen Eisenbahnanschluss. Unter Leitung des damaligen Regierungsbaumeisters Dr. Bäseler wurde von 1919 bis 1923 unter schwierigsten Bedingungen die Oberweißbacher Bergbahn erbaut. Die Bergstation hierfür befindet sich in Lichtenhain.
Mit dieser Bahn erhielt auch Lichtenhain endlich einen Eisenbahnanschluss. Wichtige Gütertransporte konnten so preiswerter durchgeführt werden. Täglich wurden etwa 10 Eisenbahnwaggons Ladung transportiert. 1965 wurde der Güterverkehr eingestellt. Inzwischen ist diese Bahn jedoch eine touristische Attraktion, die jährlich über 200 000 Fahrgäste bewegt.
Die beiden Weltkriegen hinterließen auch in Lichtenhain Spuren. Im ersten Weltkrieg verlor der Ort 18 Einwohner, aus dem 2. Weltkrieg sind 38 Männer nicht zurückgekehrt. Nach dem Krieg kamen auch nach Lichtenhain zahlreiche Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Auf den kargen Feldern musste jeder nur mögliche Streifen zum Anbau von Kartoffeln und Getreide genutzt werden, um das Überleben zu sichern.
Viele Unternehmer wurden enteignet oder verließen die sowjetisch besetzte Zone. Lichtenhain hatte nur noch eine Thermometerfabrik, einen Bäcker, zwei Fleischereien mit Gaststätte, zwei Verkaufsstellen, einen Friseur, einen Schuhmacher, eine Spirituosenfabrik und ein kleines Unternehmen zur Fertigung elektrischer Bauteile. Kamen früher viele Arbeiter aus den umliegenden Orten nach Lichtenhain zur Arbeit, so kehrte sich dies jetzt um. Die Lichtenhainer fanden Arbeit in der Glühlampenherstellung, in einem Pharmazeutischen Werk und in Holzbetrieben der Nachbarorte sowie in der Messtechnik Mellenbach. Einige Einwohner fertigten auch in Heimarbeit Zulieferprodukte für die oben genannten Glühlampenproduzenten in den Nachbargemeinden an. Im Jahr 1960 wurde in Oberweißbach eine LPG gegründet, die seit den 70er Jahren auch viele Flächen der Gemeinde mit bewirtschaftete. Die Nebenerwerbslandwirtschaft nahm immer mehr ab.
Ab 1953 wurde der Tourismus zunächst über das Reisebüro, später über den FDGB-Feriendienst stark ausgebaut, deren Gäste in zahlreichen Privatquartieren untergebracht waren. Im Laufe der Jahre entstanden 3 Kinderferienlager und 2 Betriebsferienheime. Mit der Wende 1989 brach der Tourismus zunächst fast völlig zusammen und mußte erst wieder belebt werden.
Aus einem Kinderferienlager wurde im Mai 1990 die „Waldgaststätte Falkenblick“. Der Gasthof „Zur Bergbahn“ wurde durch die Gemeinde zum Dorfgemeinschaftshaus ausgebaut und 1996 an einen ersten Pächter übergeben. Er ist jetzt Partner der Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn.
Die Deutsche Bundesbahn startete mit ihrer Mittelstandsoffensive im Jahr 2002 das Regionetz „Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn“. Gemeinsam mit dem Freistaat Thüringen sanierte sie die gesamte Strecke , die Antriebstechnik und Fahrzeuge. Auf der Schwarzatalbahn kamen 2 neue Triebwagen zum Einsatz. Zum Jahresende 2002 ging die Bergbahn mit neuer Technik und neuem Gesicht wieder in Betrieb. Inzwischen ist sogar ein behindertengerechter Zugang zur Bahn möglich. Die Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn ist zum touristischen Anziehungspunkt für Ausflügler aus der Region, für Eisenbahnbegeisterte und Urlauber aus ganz Deutschland und darüber hinaus geworden. Ganz in der Nähe der Bergstation befindet sich außerdem die Lichtenhainer Waldeisenbahn, die von Jenaer Eisenbahnfreunden errichtet und betrieben wird.
1994 wurde die Gemeinde Lichtenhain per Verordnung über die Bildung der Verwaltungsgemeinschaft „Bergbahnregion Schwarzatal“ vom 23. März in die genannte Verwaltungsgemeinschaft mit Sitz in Oberweißbach eingegliedert.
Die Straßen im oberen Ort der Gemeinde wurden grundhaft erneuert. An der Bergstation der Bergbahn wurden ein Wendeplatz und Parkplätze geschaffen. Dank der schönen landschaftlichen Lage und der genannten Baumaßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur finden leer gezogene Häuser stets schnell einen neuen Besitzer. Die Einwohnerzahl ist in den Jahren seit 1990 deshalb trotz Geburtenknick und Arbeitsplatz bedingten Wegzügen nur von 420 auf 360 gesunken.
Das 550-jährige Jubiläum der Erstnennung Lichtenhains haben die Einwohner mit einem Festwochenende im Juli 2005 gefeiert.
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